INHALTSVERZEICHNIS
- Was bedeutet „geschützte geografische Angabe" beim Wachauer Marillenbrand?
- Die Besonderheit der Wachauer Marille
- Charakter und sensorische Eigenschaften
- Physikalisch-chemische Parameter
- Traditionelle Herstellung
- Geografisches Gebiet und klimatische Besonderheiten
- Verbindung mit dem geografischen Gebiet
- Rechtlicher Rahmen und Kennzeichnung
- Fazit – Eine Spirituose mit Tiefe, Herkunft und Seele
Wachauer Marillenbrand – Obstbrand mit geografischer Angabe
In der traditionsreichen Region Wachau-Mautern-Krems in Österreich, wo pannonische Wärme auf waldviertler Kühle trifft und sich die Donau durch imposante Terrassenlandschaften windet, entsteht eine edle Spirituose von außergewöhnlichem Charakter: der Wachauer Marillenbrand. Diese reinsortige Spezialität trägt das EU-Herkunftssiegel der „geschützten geografischen Angabe" (g.g.A.) – ein Garant für Herkunft, Qualität und traditionelle Herstellung.
INHALTSVERZEICHNIS
- Was bedeutet „geschützte geografische Angabe" beim Wachauer Marillenbrand?
- Die Besonderheit der Wachauer Marille
- Charakter und sensorische Eigenschaften
- Physikalisch-chemische Parameter
- Traditionelle Herstellung
- Geografisches Gebiet und klimatische Besonderheiten
- Verbindung mit dem geografischen Gebiet
- Rechtlicher Rahmen und Kennzeichnung
- Fazit – Eine Spirituose mit Tiefe, Herkunft und Seele
Was bedeutet „geschützte geografische Angabe" beim Wachauer Marillenbrand?
Die geschützte geografische Angabe (g.g.A.) bescheinigt, dass die Erzeugung, Verarbeitung und Herstellung ausschließlich in einem klar abgegrenzten Gebiet erfolgt – der Region „Wachau-Mautern-Krems". Dazu zählen unter anderem Gemeinden wie Krems, Dürnstein, Rossatz-Arnsdorf, Spitz, Emmersdorf, Paudorf, Maria Laach und weitere. Die Verwendung von Früchten außerhalb dieses Gebiets ist nicht zulässig. Nur Marillen aus zertifizierten Wachauer Marillengärten dürfen verarbeitet werden – ein klares Bekenntnis zur Authentizität und Regionalität. Wer sich selbst ein Bild vom Reifegrad der Marillen machen möchte, kann dies über die beliebte Marillenwebcam tun, die jedes Jahr einen Live-Einblick in die Obstgärten der Region gewährt.
Die Besonderheit der Wachauer Marille
Die Grundlage für diesen Brand bildet die „Wachauer Marille g.U." – ein spezifisches Sortenspektrum, das im Zeitraum von 1900 bis 1960 von regionalen Marillenbaumschulen und Anbauern selektiert wurde. Diese Sorten zeichnen sich durch eine außergewöhnlich frische, würzige und fruchtige Aromatik aus. Diese Eigenschaften bleiben auch im Destillat erhalten und machen den Wachauer Marillenbrand so unverwechselbar.

Wachauer Marillen
Charakter und sensorische Eigenschaften
Der Wachauer Marillenbrand ist klar, farblos und weist einen duftig-blumigen Geruch auf. Im Vergleich zu herkömmlichen Marillenbränden offenbart er ein besonders intensives, fruchtbetontes Aroma reifer Marillen mit einer feinen, aber nie dominanten Steinnote. Sein Geschmack ist vollmundig, weich und langanhaltend im Abgang – geprägt durch eine vielschichtige Aromastruktur, die die Herkunft der Frucht eindrucksvoll widerspiegelt. Der Abgang wirkt angenehm harmonisch, ohne Schärfe, und lässt die Frucht auch nach dem Genuss lange nachklingen.
Physikalisch-chemische Parameter
Der Alkoholgehalt beträgt mindestens 38 % vol. Der Gesamt-Trockenextrakt liegt bei höchstens 5 g/l, wobei maximal 4 g davon Zucker sind. Der Methanolgehalt darf 1.200 g/hl r.A. nicht überschreiten, der Gehalt an Blausäure liegt unter 7 g/hl r.A. Die Summe der flüchtigen Bestandteile beträgt mindestens 400 g/hl r.A., wobei Ethylacetat auf maximal 350 g/hl r.A. begrenzt ist. Der Anteil an höheren Alkoholen – insbesondere iso-Butanol und iso-Amylalkoholen – ist streng definiert und verleiht dem Brand seine markante Tiefe. Diese Werte sind nicht nur Ausdruck gesetzlicher Vorgaben, sondern auch Qualitätsmaßstab für höchste Brennkunst.
Traditionelle Herstellung
Wachauer Marillenbrand darf ausschließlich durch alkoholische Gärung und Destillation vollreifer, entkernter oder schonend zerquetschter Marillen hergestellt werden. Bei nicht entsteinten Früchten ist größte Sorgfalt geboten: Steine dürfen nicht beschädigt oder mitdestilliert werden. Die Maische wird nur kurzfristig gelagert, um Frische und Aroma zu erhalten. Die Destillation erfolgt traditionell in einfachen Brenngeräten oder in Anlagen mit Verstärker – kontinuierliche Destillationsverfahren sind ausgeschlossen. Das verwendete Wasser zur Herabsetzung auf Trinkstärke stammt vorzugsweise aus der Region und weist eine maximale Härte von 8,4 °dH auf.
Geografisches Gebiet und klimatische Besonderheiten
Das geografisch abgegrenzte Gebiet der Produktion umfasst insgesamt mehr als zwanzig Gemeinden entlang der Donau im Raum Krems und Wachau. Die einmalige Lage zwischen pannonischem Einfluss und waldviertler Höhenluft sowie die geologische Vielfalt der Böden (Urgestein, Löss, Schwemmland) bieten optimale Bedingungen für den Marillenanbau. Besonders hervorzuheben sind die ausgeprägten Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht während der Reifezeit – diese wirken sich maßgeblich auf die Aromenausprägung und Zuckerbildung der Marille aus.

Wachauer Landschaft
Verbindung mit dem geografischen Gebiet
Die Herstellung von Marillenbrand in der Wachau hat eine über hundertjährige Tradition und wurde bereits bei Österreichs EU-Beitritt im Jahr 1994 als geografisch geschützte Angabe anerkannt. Der Charakter des Brandes ist untrennbar mit der Region verbunden: Der Einfluss des pannonischen und waldviertler Klimas, die unmittelbare Nähe zur Donau sowie die deutlichen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht in der Reifezeit führen zu einem unvergleichlich fruchtig-würzigen Geschmacksbild.
Diese naturräumlichen Gegebenheiten, kombiniert mit dem Wissen um traditionelle Herstellungstechniken, sind maßgeblich für die sensorische Qualität verantwortlich. Wettbewerbe wie das „Goldene Stamperl" bei der Spezialmesse „Ab Hof" in Wieselburg belegen regelmäßig den hohen Stellenwert des Wachauer Marillenbrandes in der europäischen Edelbrandkultur. Neben der handwerklichen Verarbeitung spielt auch die naturnahe Pflege der Marillengärten eine zentrale Rolle in der Qualitätssicherung.
Rechtlicher Rahmen und Kennzeichnung
Wachauer Marillenbrand ist seit dem EWR-Abkommen sowie gemäß Verordnung (EG) Nr. 110/2008 als geografisch geschützte Spirituose registriert. Auch im Österreichischen Lebensmittelbuch ist er in Kapitel B 23 – Spirituosen – definiert. Die Angabe der Brennerei auf dem Etikett ist verpflichtend. Optional kann das EU-Logo für geografische Angaben verwendet werden, um die Herkunft zusätzlich sichtbar zu machen. Ergänzend ist es erlaubt, besondere Hinweise wie „mit 100 % Wachauer Marillen" oder „aus reiner Marille" hervorzuheben – sofern zutreffend.
Logo der geografische Angaben
Fazit – Eine Spirituose mit Tiefe, Herkunft und Seele
Wachauer Marillenbrand ist mehr als ein Edelbrand – er ist Ausdruck einer lebendigen Region, gewachsener Tradition und kompromissloser Qualität. Jede Flasche transportiert das Erbe der Wachau: die Kraft der Frucht, die Präzision des Handwerks und die Authentizität eines Ursprungs, der weit über die Grenzen Österreichs hinaus geschätzt wird. Wer diesen Brand genießt, schmeckt die Wachau – klar, fruchtig und unverkennbar echt.
Ob als Digestif, als kulinarischer Begleiter oder als edles Geschenk: Wachauer Marillenbrand steht für die hohe Schule österreichischer Brennkunst. Ein wahres Aromenporträt der Region – fein, ausdrucksstark und mit unverwechselbarem Charakter.
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