INHALTSVERZEICHNIS
- Was bedeutet "geschützte geografische Angabe"?
- Definition und Klassifikation
- Besonderen Merkmale des Steinhägers
- Die Geschichte des Steinhägers
- Der traditionelle Herstellungsprozess
- Etikettierung und Qualitätssicherung
- Das Terroir – Boden, Klima und Wacholderbeeren
- Steinhäger als Teil des immateriellen Kulturerbes
- Fazit- Steinhäger
Steinhäger – Spirituose mit geografischer Angabe aus Deutschland
Inmitten des Ravensberger Landes, am malerischen Südhang des Teutoburger Waldes, liegt die traditionsreiche Gemeinde Steinhagen in Nordrhein-Westfalen. Hier entsteht seit Jahrhunderten eine der bekanntesten Spirituosen Deutschlands: der Steinhäger. Diese hochwertige Wacholderspirituose wird ausschließlich in Steinhagen nach überlieferten Rezepturen und strengen Qualitätsrichtlinien hergestellt und trägt das europäische Siegel der „geschützten geografischen Angabe" (g.g.A.). Dieses Qualitätssiegel steht für authentische Herkunft, traditionelle Brennkunst und garantierte Qualität – ein klares Bekenntnis zur regionalen Identität und handwerklichen Perfektion.
INHALTSVERZEICHNIS
- Was bedeutet "geschützte geografische Angabe"?
- Definition und Klassifikation
- Besonderen Merkmale des Steinhägers
- Die Geschichte des Steinhägers
- Der traditionelle Herstellungsprozess
- Etikettierung und Qualitätssicherung
- Das Terroir – Boden, Klima und Wacholderbeeren
- Steinhäger als Teil des immateriellen Kulturerbes
- Fazit- Steinhäger
Was bedeutet "geschützte geografische Angabe" für Steinhäger?
Die geschützte geografische Angabe (g.g.A.) ist ein von der Europäischen Union vergebenes Herkunftssiegel, das Produkten vorbehalten ist, deren Qualität, Ansehen oder andere wichtige Eigenschaften maßgeblich auf ihren geografischen Ursprung zurückzuführen sind. Steinhäger trägt diese Auszeichnung seit 1989, als mit der ersten europäischen Spirituosenverordnung (EWG) Nr. 1576/89 der Status als geografisch geschützte Angabe festgelegt wurde.
Das geografische Angaben Siegel
Für Steinhäger bedeutet dies konkret: Die Spirituose darf ausschließlich in der ostwestfälischen Gemeinde Steinhagen hergestellt werden. Das Schutzgebiet ist klar auf die Gemeindegrenzen beschränkt, wodurch die enge Verbindung zwischen Produkt und Herkunftsort unterstrichen wird. Die Herstellung, insbesondere die Destillation und das Blending der Destillate, muss innerhalb dieses geografischen Gebiets erfolgen. Lediglich die Herabsetzung mit Wasser auf Trinkstärke sowie die Abfüllung in Flaschen können auch außerhalb Steinhagens durchgeführt werden.
Die Kontrolle der Einhaltung dieser Bestimmungen erfolgt durch deutsche Behörden wie das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sowie die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Der Schutzstatus gewährleistet, dass nur Produkte, die tatsächlich aus Steinhagen stammen und nach dem traditionellen Verfahren hergestellt wurden, den Namen "Steinhäger" tragen dürfen.
Die Essenz des Steinhägers – Definition und Klassifikation
Steinhäger wird gemäß der Verordnung (EG) Nr. 110/2008 als "Spirituose mit Wacholder" klassifiziert. Es handelt sich um eine wasserhelle, klare Spirituose, die durch die Aromatisierung von Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs oder Getreidedestillat mit Wacholderlutter gewonnen wird. Entscheidend für den echten Steinhäger ist die Verwendung von Wacholderlutter aus vergorener Wacholdermaische sowie in geringerem Maße Wacholderbeeren der Art Juniperus communis L., die sogenannten Heide-Wacholderbeeren.

Wacholderbeeren der Art Juniperus communis L.
Der Begriff "Wacholderlutter" bezeichnet den ersten Abtrieb bzw. die erste Destillation auf einer Rohbrandblase aus einer vergorenen Wacholderbeerenmaische mit einem Alkoholgehalt von nicht mehr als 15 % vol. Dieser Wacholderlutter verleiht dem Steinhäger sein charakteristisches Aroma und unterscheidet ihn von anderen Wacholderspirituosen wie Gin, die oft nur durch Mazeration hergestellt werden.
Die besonderen Merkmale des Steinhägers
Physikalische und chemische Eigenschaften
Steinhäger zeichnet sich durch einen besonders hohen Qualitätsstandard aus, der deutlich über den gesetzlichen Mindestanforderungen für gewöhnliche Wacholderspirituosen liegt. Seine charakteristischen Merkmale sind:
- Mindestalkoholgehalt: 38 % vol bei 20°C – dies ist höher als bei anderen Spirituosen mit Wacholder (30 % vol), was die sensorischen Merkmale der verwendeten Wacholderbeeren stärker hervortreten lässt
- Klarheit: klar, ohne Trübungen oder Schwebstoffe
- Farbe: wasserhell, ohne jegliche Färbung
- Zugelassene Zusatzstoffe: keine, außer Wasser zur Herabsetzung auf Trinkstärke
Sensorische Merkmale
Der Charakter des Steinhägers entfaltet sich in seinem unverwechselbaren Aromaprofil:
- Geruch: geprägt von einer leichten bis kräftigen Wacholdernote, die sich klar und deutlich präsentiert
- Geschmack: weich, mild, mit deutlichen Wacholderaromen im Vordergrund; im Nachgang entfaltet sich eine harmonische Balance aus würzigen und leicht waldigen Noten
- Textur: geschmeidig und rund am Gaumen, ohne scharfe oder brennende Eigenschaften
Besonderheiten im Vergleich zu anderen Wacholderspirituosen
Was unterscheidet Steinhäger von anderen Spirituosen mit Wacholdergeschmack wie etwa Gin oder generischen Wacholderspirituosen? Es sind vor allem drei Qualitätsmerkmale, die den Steinhäger in eine eigene Kategorie heben:
1. Die Aromatisierung des verwendeten Alkohols erfolgt ausschließlich mit Wacholderbeeren der Art Juniperus communis L. (sog. Heide-Wacholderbeeren) und zwar ausschließlich durch Destillation – nicht durch bloße Mazeration wie bei manchen Gin-Sorten.
2. Bei der Destillation muss in jedem Fall Wacholderlutter verwendet werden, der selbst aus vergorenen Wacholderbeeren gewonnen wird. Dieser Schritt ist für den authentischen Charakter des Steinhägers unerlässlich.
3. Steinhäger enthält keine Farbstoffe oder süßende Erzeugnisse – weder in den Destillaten noch in den Fertigprodukten. Diese Reinheit unterstreicht den traditionellen Charakter und die Handwerkskunst.
Die Geschichte des Steinhägers – Eine Tradition seit dem 15. Jahrhundert
Die Geschichte des Steinhägers reicht weit zurück und ist eng mit der ostwestfälischen Gemeinde Steinhagen verbunden. Das Renommee dieser Spirituose als typisch deutsches Erzeugnis ist durch zahlreiche geschichtliche Urkunden, literarische Quellen und frühe gesetzliche Vorschriften umfassend belegt.
Nach H. Schlichte, dessen Inaugural-Dissertation "Das Branntweingewerbe in Steinhagen" (Hamburg 1924) im Standardwerk "Trinkbranntweine und Liköre" von Wüstenfeld/Haeseler (2. Auflage 1950) zitiert wird, wurde bereits im 15. Jahrhundert in Steinhagen ein Getränk aus Wacholderbeeren bereitet. Die Wacholderbeere wurde dank ihres hohen ätherischen Ölgehalts traditionell als bewährtes Hausmittel gegen verschiedenste Krankheiten eingesetzt und konnte an den Hängen des Teutoburger Waldes sowie auf den ausgedehnten Heideflächen in großen Mengen gesammelt werden.
Zunächst war die Bereitung des Steinhägers ein reines Hausgewerbe, das sich aufgrund behördlicher Einschränkungen nur begrenzt entwickeln konnte. Als besondere Würdigung und Anerkennung der Qualität ist zu werten, dass der Große Kurfürst von Preußen in seinem Kommerzialedikt dem Dorf Steinhagen ausnahmsweise das Privileg erteilte, den Steinhäger in Hausbrennereien herzustellen. Der Legende nach wurde ihm sogar bei seinem ersten Besuch im Ravensberger Land ein Krug Steinhäger überreicht – ein frühes Zeugnis für die Wertschätzung dieses besonderen Destillats.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelten sich in Steinhagen insgesamt 20 Hausbrennereien, die Steinhäger als eine mit Wacholderbeeren aromatisierte Spirituose produzierten. Namhafte, in Steinhagen ansässige Familienunternehmen machten Steinhäger mit ihren Markenprodukten in ganz Deutschland und durch Export in alle Kontinente weltweit bekannt.
In der Blütezeit der Steinhäger-Brennereien zwischen 1959 und 1969 arbeiteten etwa 2.500 Beschäftigte in diesem Wirtschaftszweig. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Steinhäger durch bundesweite Fernsehwerbung und Anzeigen in Printmedien noch bekannter und entwickelte sich zu einer der gefragtesten Spirituosen in Deutschland. Werbeslogans wie "Trinke ihn mäßig, aber regelmäßig" erlangten in der breiten Bevölkerung Bekanntheit und trugen zur Popularität bei.
Schlichte Klar Steinhäger Werbung von 1973
Ein bedeutender Meilenstein in der Geschichte des Steinhägers war das Gesetz über das Branntweinmonopol (Branntweinmonopolgesetz) vom 8. April 1923. Es normierte in § 102 erstmals einen Qualitätsparagrafen für "Steinhäger": "Unter der Bezeichnung Steinhäger darf nur Trinkbranntwein in den Verkehr gebracht werden, der ausschließlich durch Abtrieb unter Verwendung von Wacholderlutter aus vergorener Wacholderbeermaische hergestellt ist". Zudem setzte § 100 Absatz 3 einen Mindestalkoholgehalt von 38 % vol fest – ein weiterer Qualitätsstandard, der bis heute gültig ist.
Der traditionelle Herstellungsprozess – Handwerkskunst in fünf Schritten
Die Herstellung von Steinhäger folgt einem traditionellen Verfahren, das sich über Jahrhunderte entwickelt und verfeinert hat. Der Prozess umfasst mehrere sorgfältig durchgeführte Schritte, die für die Qualität und den charakteristischen Geschmack entscheidend sind:
1. Die Gewinnung des Wacholderlutters
Der erste und wichtigste Arbeitsschritt ist die Herstellung des Wacholderlutters – der elementare Unterschied zwischen Steinhäger und anderen Wacholderspirituosen. Für diesen Prozess werden in der Regel getrocknete Wacholderbeeren verwendet, die zunächst zerquetscht werden. Da die Beeren von Natur aus saftlos sind, werden sie mit etwa der doppelten Menge warmen Wassers in einem Gärbottich oder Gärtank eingemaischt.
Aufgrund des relativ hohen Gehalts an ätherischem Öl sowie an Harzstoffen ist die Maische nur schwer vergärbar. Daher ist die Zugabe von Reinzuchthefe und Gärhilfsmitteln üblich. Die Gärung verläuft nur zögernd und langsam und ist frühestens nach 8 bis 9 Tagen, meist sogar erst nach 14 Tagen abgeschlossen. Neutralisations- oder Schönungsmittel werden der Maische nicht zugegeben.
Die vergorene Wacholderbeerenmaische wird anschließend, gegebenenfalls unter Zugabe einer geringen Menge unvergorener Wacholderbeeren, auf einer speziellen Rohbrandblase destilliert. Das so gewonnene Wacholderbeerendestillat, der Wacholderlutter, weist einen Alkoholgehalt von nicht mehr als 15 % vol auf.
2. Die Hauptdestillation
Im nächsten Schritt wird der Wacholderlutter zusammen mit "Alkohol" und Wasser – und in der Regel unter Zugabe einer geringen Menge an unvergorenen Wacholderbeeren – in kontinuierlich oder periodisch arbeitenden Brennblasen eingefüllt und gemeinsam destilliert. Als "Alkohol" werden Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs (sogenannter Neutralalkohol oder Primasprit), Kornfeindestillat oder ein anderes Getreidefeindestillat oder fein filtrierter Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs verwendet.
Die Kunst der Destillation liegt darin, den sogenannten "Mittellauf" – den qualitativ hochwertigsten Teil des Destillats – präzise vom Vor- und Nachlauf zu trennen. Diese Trennung erfordert viel Erfahrung und ein geschultes Sensorium seitens des Brennmeisters und ist entscheidend für die Qualität des Endprodukts.
3. Lagerung der Destillate
Die so erhaltenen Alkohole bzw. Destillate, die die sensorischen Eigenschaften der Wacholderbeeren aufweisen, werden vor der Fertigstellung in geeigneten Behältnissen gelagert. Es werden nur solche Lagerbehältnisse verwendet, die nicht zu einer Farbgebung führen, um die charakteristische Klarheit und wasserhelle Farbe des Steinhägers zu bewahren.
4. Zusammenstellung und Herabsetzung
Die abschließende Fertigstellung umfasst zunächst eine eventuelle Zusammenstellung ("blending") unterschiedlicher Wacholder-Destillate, um ein harmonisches Geschmacksprofil zu erzielen. Anschließend erfolgt die Herabsetzung des hochprozentigen Destillats auf Trinkstärke (mindestens 38 % vol) mit reinem Wasser.
5. Abfüllung und Verpackung
Der fertige Steinhäger wird in Flaschen (meist aus dunklem Glas oder in die traditionellen Steinzeugkrüge) abgefüllt, etikettiert und verpackt. Die klassische "Kruke" aus braunem Steinzeug schützt den Inhalt vor Lichteinflüssen und ist ein Markenzeichen des Steinhägers.
Traditioneller Steinhäger Steinzeugkrug
Bemerkenswert ist, dass die Fertigstellung mit Ausnahme der Zusammenstellung ("blending") auch außerhalb Steinhagens erfolgen kann, ohne dass dies dem Schutzstatus als geografische Angabe widerspricht.
Etikettierung und Qualitätssicherung
Als Spirituose mit geschützter geografischer Angabe unterliegt Steinhäger strengen Etikettierungsvorschriften, die Verbrauchern Authentizität und Qualität garantieren sollen:
Grundregeln zur Ergänzung der geografischen Angabe
Die Bezeichnung "Steinhäger" wird gemäß EU-Spirituosenrecht nur mit bestimmten Begriffen ergänzt oder mit anderen Begriffen, sofern diese nachweislich bereits am 20. Februar 2008 gebräuchlich waren.
Spezifische Etikettierungsvorschriften
- Seit Steinhäger mit Wirkung vom 15. Dezember 1989 eine geschützte geografische Angabe ist, sind die Angaben "Original" oder "Echt(er)" nicht mehr zulässig, da sie eine Werbung mit einer Selbstverständlichkeit darstellen, was nach den allgemeinen lebensmittelrechtlichen Grundprinzipien als Irreführung der Verbraucherinnen und Verbraucher gilt.
- Wird die Bezeichnung "Steinhäger" um Lagerungsangaben wie "alt", "alter" etc. ergänzt, muss das Erzeugnis mindestens 6 Monate in geeigneten Behältnissen gelagert worden sein.
- Bei Ergänzung mit Qualitätsangaben (z.B. "feiner", "Tafel-") muss sich das Erzeugnis gegenüber Standarderzeugnissen deutlich in der Qualität abheben, etwa durch einen besonders milden Geschmack, höheren Alkoholgehalt, höheren Anteil an Wacholderlutter oder besondere Lagerbedingungen.
- Erzeugnisse, die vollständig im selben Betrieb hergestellt wurden – also dort destilliert, mit Wasser auf Trinkstärke herabgesetzt und abgefüllt wurden – dürfen die Zusatzangabe "destilliert und abgefüllt in der Brennerei" tragen.
Rechtliche Rahmenbedingungen und Aufsichtsbehörden
Für die Herstellung und Vermarktung von Steinhäger gelten die lebensmittelrechtlichen Vorschriften der EU und Deutschlands sowie die besonderen Vorschriften für Spirituosen. Die Überwachung erfolgt durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sowie die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung.
Die technische Unterlage für Steinhäger (PGI-DE-01931) gilt als allgemein anerkannte Verkehrsauffassung ab dem Tag ihrer Veröffentlichung im Internetportal der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung und definiert verbindlich alle Aspekte der Herstellung, Kennzeichnung und Vermarktung dieser traditionellen Spirituose.
Das Terroir – Boden, Klima und Wacholderbeeren
Die besondere Qualität des Steinhägers ist eng mit der geografischen Lage von Steinhagen und dem Teutoburger Wald verbunden. Die Boden- und Klimaverhältnisse in der Region um Steinhagen am Südhang des Teutoburger Waldes im sog. Ravensberger Land waren dafür verantwortlich, dass der Teutoburger Wald eine Region mit einem bedeutenden Vorkommen von Wacholderbeerenhainen war und zum Teil noch immer ist.
Die hier verwendeten Heide-Wacholderbeeren (Juniperus communis L.) zeichnen sich durch einen hohen Gehalt an ätherischen Ölen aus, die dem Steinhäger sein charakteristisches Aroma verleihen. Roggen und Weizen, die traditionell als Basis für den bei der Herstellung verwendeten Alkohol dienten, gediehen in ganz Westfalen ebenfalls prächtig.
Obwohl heute keine rechtliche Verpflichtung mehr besteht, Wacholderbeeren aus der Region oder "Alkohol" aus regionalem Roggen oder Weizen zu verwenden, bleibt die historische Verbindung zwischen dem Produkt und seinem Ursprungsgebiet bestehen. Diese Verbindung ist ein wesentlicher Bestandteil der Identität des Steinhägers und rechtfertigt seinen Status als Spirituose mit geschützter geografischer Angabe.
Steinhäger als Teil des immateriellen Kulturerbes
Die lange Tradition und die handwerkliche Herstellung des Steinhägers machen ihn zu einem wichtigen Teil des deutschen immateriellen Kulturerbes. Die tiefe Verwurzelung in der Region Steinhagen und die jahrhundertealten Herstellungsmethoden stellen ein wertvolles kulturelles Gut dar, das es zu bewahren gilt.
Die Herstellung der Spirituosen-Spezialität Steinhäger in Steinhagen ist ein integraler Bestandteil der Geschichte der Gemeinde. Dies wird auch im dreigeteilten Wappen der Gemeinde Steinhagen symbolisiert: In der oberen rechten goldenen Hälfte mit einem blauen Wacholderzweig wird auf die Spezialität "Steinhäger" Bezug genommen und dadurch diese regionale Spezialität für alle Zeit verewigt.
Wappen der Gemeinde Steinhagen
In Steinhagen ist auch das Historische Museum mit der Brennanlage einer ehemaligen Steinhäger-Brennerei zu Hause. Der Museumsverein brennt dort saisonal besondere Spezialitäten, wie etwa den Steinhäger Museumsbrand. Die Ausstellung im Historischen Museum unterstreicht eindrucksvoll, dass die Herstellung und Vermarktung von "Steinhäger" der Gemeinde wirtschaftliche Kraft und Wohlstand gebracht hat. Als Anfang des 19. Jahrhunderts die lokale Flachs- und Textilindustrie ihre Produktion einstellte, verhalf der Steinhäger vielen Familien zu Lohn und Brot.
Neben dem Historischen Museum bemüht sich auch die Annette-Schlichte-Steinhäger-Stiftung darum, das Andenken an die Spirituosen-Spezialität "Steinhäger" lebendig zu halten. Diese Initiativen tragen dazu bei, das kulturelle Erbe und das traditionelle Wissen um die Herstellung des Steinhägers zu bewahren und an kommende Generationen weiterzugeben.
Fazit: Steinhäger – Ein Stück deutsche Spirituosentradition
Steinhäger ist weit mehr als nur eine Wacholderspirituose – er ist ein lebendiges Zeugnis deutscher Brenntradition mit einer reichen Geschichte, die bis ins 15. Jahrhundert zurückreicht. Als geschützte geografische Angabe der EU steht er beispielhaft für die enge Verbindung zwischen Produkt und Herkunftsregion, die sich in einzigartigen Qualitätsmerkmalen und Herstellungsverfahren niederschlägt.
Die besondere Herstellungsmethode mit der Verwendung von Wacholderlutter, der charakteristische milde Geschmack und die wasserhelle Klarheit machen den Steinhäger zu einer unverwechselbaren Spirituose, die ihren festen Platz in der deutschen Kultur hat. Der geschützte Status garantiert Verbrauchern Authentizität und Qualität – ein echtes Stück Ravensberger Land in jeder Flasche.
In einer Zeit, in der regionale Spezialitäten und traditionelles Handwerk wieder zunehmend geschätzt werden, erfährt auch der Steinhäger eine Renaissance. Als Verkörperung eines jahrhundertealten Wissens um die Kunst des Destillierens und als Produkt mit klarer geografischer Identität steht er für Werte, die heute mehr denn je gefragt sind: Authentizität, Handwerkskunst und regionale Verwurzelung.
Der Steinhäger verdient es, als wichtiger Teil des deutschen Spirituosenerbes gewürdigt und bewahrt zu werden – ein Kulturgut, das die regionale Identität Westfalens prägt und die Vielfalt der europäischen Spirituosentradition bereichert.
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